Der Tauchplatz von
Malpique im Süden gehört
sicher zu den schönsten Spots der Insel.
Neben der 30m tiefen Felsnase, die dem Ort seinen Namen gab, können
Taucher dort
seit 2003 auch das -je nach Geschmack etwas makabre
Schauspiel- des Unterwasserfriedhofs genießen.
2003 sind dort 40 Betonkreuze versenkt worden, an welchen wir uns nun
erfreuen können.
Über Hintergründe dieses wohl ziemlich einzigartigen Spektakels klärt uns Matthias Siebold in seiner sehr lesenswerten Internetpublikation La-Palma-Aktuell, deren gelegentliches Studium ich jedem lapalmaphilen Taucher und Nichttaucher wärmstens ans Herz legen kann, am 14.11.2003 in ungeschlagen humoriger Schreibe auf *:
Heiliger Bimbam
Es wurde kein Huhn in Tijarafe überfahren und das neue Hotel ist auch
noch nicht fertig, so kann man sich mal um die richtig wichtigen Dinge
dieser Insel kümmern. Am 15. Juli 1570 wurden Ignazio Azavedo und seine
39 jesuitischen Begleiter auf Ihrem Weg das Kreuz nach Brasilien zu
tragen vor der Küste Tazacortes von französischen Piraten getötet. (Gut,
dass Ignazio Azavedo nicht 40 Kumpel bei sich hatte, dann wäre der
Vergleich mit Ali Baba noch näher, denn was die Jesuiten in Südamerika
wollten, das weiß heute jeder.)
Im Jahre 1742 erklärte nun Papst Benedikt XIV die 40 Reisenden zu
Märtyrern. Dann dauerte es noch mal bis 1862 bis Papst Pius IX, die vor
der Küste Tazacortes gefallenen Jesuiten, selig sprach. Auf die weitere
kirchliche Karriere warten die 40 bis heute, denn man verweigert ihnen
nach wie vor die Heiligsprechung, dem astralen Höhepunkt eines jeden
Jesuiten. Manchmal frage ich mich, warum können die nicht alle ganz
normal Kinder kriegen und arbeiten gehen, da gibt es täglich hundert
Momente von Märtyrertum und Höhepunkten. Aber es geht ja um höhere Dinge
und dazu bin ich halt noch nicht tot genug.
Nun will man hier aber nun endlich diese 40 wackeren Gotteskrieger nicht
nur selig, sondern auch heilig wissen. Die Antwort (per Email) des
Chefpostulanten Paolo Molinari (das kann doch nur ein Italiener sein)
ist aber ernüchternd. Erst müssen die Vierzig ein Wunder vollbringen,
dann erst kann die Heiligsprechungen stattfinden. Man denke da so an
eine Wunderheilung, für die es keine medizinische Erklärung gibt. Nun
machen es die Ärzte inzwischen der katholischen Kirche sehr schwer, man
kann ja inzwischen fast alles heilen. Dann muss Tazacorte wohl noch
weitere Jahrhunderte auf seinen Heiligen warten. Obwohl es in Tazacorte
einen großen Spielraum für Wunder gibt, ich würde die Vierzig sofort
heilig sprechen, wenn das Meerwasserschwimmbecken plötzlich fertig wäre,
oder wenn die erste Fähre im Hafen von Tazacorte anlegt. Na ja, dann
doch vielleicht lieber auf eine Wunderheilung warten...
und weiter
Samstag 15.11.03
Heiliger Bimbam II
Zu meiner
Nachricht von gestern Morgen muss nun noch Eine dazu. Ich habe das
für eine rührige, nette Anekdote angesehen, über die man mal eben so
schreiben kann. Nun muss ich feststellen, dass selbst die
Inselregierung fest an dem Plan arbeitet, einen Ignacio Azavedo und
weitere 39 unbekannte Jesuiten als Heilige für die Insel gewinnen zu
wollen. 40 Heilige auf einen Streich, das hat noch keine Region
dieser Welt geschafft und ich hoffe sehr, dass nur dieser
Rekordversuch der eigentliche Hintergrund ist.
Beim Bürgermeister von Tazacorte habe ich da so meine Zweifel, Ángel
Pablo Rodríguez möchte sogar einen Themenpark um die Höhlen an den
Hängen der Caldera errichten. Die Höhlen haben seinerzeit den
Benahoaritas als Wohnstätte gedient, bis diese von den Portugiesen
und Spaniern höflich aufgefordert wurden, woanders zu wohnen. Da
seinerzeit die „Neue Heimat“ noch aus Sklavenschiffen bestand,
musste auch niemand damit rechnen, dass der Wohnraum irgendwann
wieder eingefordert wird.
Der unglaubliche Spagat, in einem Aufwasch die Benahoaritas, die
Jesuiten und dann die Verfolgten des Bürgerkrieges gleichzeitig zu
ehren, ist nicht zu begreifen. Das Ganze macht natürlich nur dann
Sinn, wenn man 40 Heilige hat. Die Geschichte der Sieger ist
überall. Vielleicht sollte man noch etwas progressiver werden und
einen heiligen 40 Loch Golfplatz bauen, auf dem Katholiken nur die
Hälfte bezahlen müssen. Bei jedem Birdie gibt es dann einen Ablass
umsonst und weil es so schön ist, geben wir 39 Löchern des
Golfplatzes Namen von Benahoaritas, weil wir die fehlende
Jesuitennamen nicht wissen. Mein Gott, kümmer dich mal um deine
Leute!
* mit freundlicher Genehmigung des Autors wiedergegeben